Luftkissenboot MS1
26.03.2006


Nach einer langen Pause bin ich durch einige Mails wieder auf das Thema Luftkissenboot gekommen. Teilweise werde ich gefragt, wie man ein Modellluftkissenboot baut - ich antworte darauf üblicherweise, dass mich dieses Thema nicht mehr interessiert und ich nicht wirklich weiß, wie ein funktionsfähiges Modell gebaut wird. Dann schreibe ich (unterschiedlich ausführlich, je nach Laune), wie ich heute ein solches Modell bauen würde. Da ich so eine Beschreibung nun schon zum dritten mal in kurzer Zeit abgegeben habe, bin ich auch wieder etwas auf den Geschmack gekommen. Mal sehen, wie lange ich dieses Mal durchhalte.

Ganz grob zu meinen Vorüberlegungen:
Depron als Baumaterial, aber natürlich sparsam eingesetzt.
LiPo - Akkus.
Evtl. einen bürstenlosen Außenläufer. Ich habe mir so was für den Modellflug angeschaft, bin aber ein grottenschlechter Pilot, daher habe ich den Motor bereits bei einer Landung verbogen. Mal sehen. Will erstmal mit einem Ferrit-Billigmotor anfangen, einem Speed 280, mit der Alternative, einen 400er nachzurüsten. Mit der Günther Flugspiel - Luftschraube.


Bei einem Ikea-Besuch stieß ich auf den Duschvorhang Saxan in sehr interessanten Farben. Ich entschied mich spontan für Orange, obwohl mir Grün auch gut gefallen hat. Ich glaube, der Preis von 4 Euro für 1,8m x 1,8m ist nicht schlecht, das reicht für einige Modelle. Es ist eine thermoplastische Folie mit aufgeprägter Textilstruktur. Sehr leicht. Erste Klebeversuche weisen auf Uhu Por als möglicherweise geeigneter Kleber hin - das ist gut, da ich ja mit Depron arbeiten will (die Materialbezeichnung ist PEVA und ich habe gehört, dass sich PE schlecht kleben läßt). Für erste Funktionstests kommt aber auch Tesafilm in Frage. Ach ja - natürlich will ich die Schürze aus diesem Material bauen.








Also habe ich mir Schablonen aus dünnem Pressholz ausgesägt (beim zweiten Versuch war's dünne Pappe - Pressholz ist aber besser, oder zumindest dicke Pappe).
Den Duschvorhang habe ich auf's doppelte Maß (mit gut Überstand) zugeschnitten und einmal gefalten. Dann Backpapier aufgelegt und darüber die Holzschablone. Mit dem Lötkolben habe ich die Schablone dann umfahren. Druck und vor allem die Geschwindigkeit habe ich in Vorversuchen erprobt. Führt man den Lötkolben zu schnell oder mit zu wenig Druck, so werden die beiden Lagen nicht zuverlässig verbunden. Ist man zu langsam, brennt das Material durch. Letzteren Effekt kann man durchaus zusätzlich nutzen. Wenn die Schablone eine gewisse Mindestdicke aufweist (wie das Pressholz), führt man den Lötkolben schreg, so dass man in einem kleinen Abstand zur Schablome arbeitet. Mein Lötkolben hat eine abgeflachte Spitze - die breite Seite nutze ich für das zusammenschmelzen, die schmale Seite (langsamer und mit mehr Druck) zum Abschneiden.
Wichtig ist, dass immer Backpapier auf der Folie liegt, sonst würde die Lötkolbenspitze eingesaut und die Schürze zerstört.

So sieht's nach dem Lötkolbeneinsatz aus.















Und so nach dem Herauslösen (teilweise mußte ich mit der Schere nachhelfen). Als Unterlage für die thermische Behandlung habe ich dünnes Pappelsperrholz genommen, das hatte ich grade da.












Nachdem ich auch die Schürzen-Innenkontur zusammenheschmolzen habe, kam einen 4mm  Depronplatte darauf. Die war mir nicht steif genug - daher die aufgeklebte Verstärkung.













Hier nochmal die Schichtung für das zusammenschmelzen. Von Unten: Unterlage, zwei Lagen Duschvorhang, Backpapier, Schablone.












27.03.2006
Nun, sieht irgendwie aus, wie ein Schlauchboot. Hier habe ich nur die Holzschablone aufgelegt. Hinten habe ich ein kleines Loch in die Schürze geschnitten und das ganze mal aufgepustet. Man will ja schließlich wissen, ob das ganze so halbwegs dicht ist.

Dies ist übrigens meine zweite Schürze - ich dachte mir, es schadet ja nichts, die Schürze größer/dicker zu machen. Grade wenn man irgendwo gegen fährt ist das sicher nicht schlecht. Und nach meiner Erfahrung fährt man immer irgendwo gegen ;-)











In die Grundplatte habe ich hinten zwei Löcher geschnitten. Habe mich kurzfristig entschieden, die Hubluft nicht durch die Schürze, sondern separat nach unten zu leiten. Wenn's so nicht funktioniert kann ich's ja immer noch zukleben. Hinten habe ich die Grundplatte mit einem ganz dünnen Sperrholzstreifen verstärkt.

In die Schürze habe ich auch ein Loch geschnitten - hier soll die Luft rein.












Den 280er Motor habe ich mit zwei Kabelbindern an zwei Alubügel befestigt - ich erhoffe mir dadurch, später bei Bedarf schnell auf einen 400er Motor wechseln zu können. Außerdem habe ich keine passenden Befestigungsschrauben für den Motor. Die Bügel habe ich aus Alurohr gebogen. Hier habe ich grade noch Depronstreifen dazwischen geklebt - das Klebeband an den "Füßen" dient nur zur Fixierung, bis der Kleber fest ist. Der "Schwalbenschwanz" ist die Oberseite der Lufthutze.












Noch nicht festgeklebt.
Ich will den Motor wegen dem Schwerpunkt recht weit nach hinten schieben. Es ist nämlich ziemlich frustrierend, wenn der Schwerpunkt nicht eingestellt werden kann, weil der Akku dazu im Propellerkreis liegen müßte. Nach Vorne habe ich reichlich Platz, sollte also funktionieren.

Hier kann man auch erahnen, dass ich nur eine Hutze nutze.

Auf einen Ring um den Propeller habe ich vorerst verzichtet. Für den Anfang will ich nichts verbauen, was nicht unbedingt notwendig ist. Wenn das Modell funktionieren sollte, kann ich so was immer noch nachrüsten. - Nein, erfahrungsgemäß mache ich so was eh nicht, da baue ich eher ein komplett neues Modell. Obwohl - wenn's wirklich funktionieren sollte, könnte ich ja mit dem Basteln aufhören ;-)



Motor und Hutze sind nun eingeklebt.















Hinter den beiden Löchern in der Grundplatte geht's in die Schürze.
Mein Funktionsziel ist dabei folgendes:
Beim Start sind die beiden Löcher durch den Boden verschlossen und die Luft kann nur in die Schürze. Ist die Schürze voll, tritt die Luft nach unten aus.

Motorhalter und Hutze habe ich mit 5Min. Epoxy geklebt.











Diese RC-Komponenten muss ich noch unterbringen. Dabei wiegen sie ziemlich genau so viel wie der Rest des Modells (94g). Bisher wiegt das Modell leer (und ohne Motor) etwa 35g.
Der Akku ist übrigens ein zwei Zellen LiPo mit 1250mAh und max. 12C, der reicht auch für einen 400er.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch das Seitenruder, dessen Anlenkung und ein anderer Stecker am Fahrtenregler. Ich denke, dass ich nicht weit über 200g landen werde.










28.03.2006
Heute habe ich mir noch einen bürstenlosen Aussenläufer Motor und einen neuen Steller gekauft.

















Aus dickem Alublech habe ich diesen Motorhalter gebogen.
Könnte ich bei Bedarf noch etwas erleichtern, scheint recht stabil zu sein.














Kurze Kabelbinder sorgen für eine ausreichend feste Verbindung zu den Alubügeln.
Der Motor ist höher befestigt - schließlich soll er eine größere Luftschraune drehen.
Versuchshalber habe ich eine 7 x 6 Zoll Schraube montiert - für den Motor ist das noch recht klein. Für das Modell allerdings schon recht groß.















Ich habe das ganze mal ohne Seitenruder ausprobiert.

Die Schürze bläht sich nicht besonders gut auf. Und der Hub reicht auch nicht, es bildet sich praktisch kein Luftkissen. Und ich habe den Eindruck, der Schwerpunkt müßte noch viel weiter nach hinten - aber das kann eigentlich nicht sein. Offensichtlich entsteht der geringe Hub nur im Bereich der Bodenlöcher.

Das ist kein reines Leistungsproblem - ein 3 Zellen LiPo mit 1700 mAh (10C) brachte keine Besserung.

Nun, die Lufthutze ist zu klein. Der größere Propeller ist mit dafür verantwortlich (bei der kleinen Luftschraube hat er noch einen größeren Anteil des Propellerkreises abgedeckt). Leider läßt sich die Hutze nicht so einfach vergrößern.
Noch etwas ist mir aufgefallen (und es hat direkt mit dem beobachteten Schwerpunktproblem zu tun): Die Grundplatte biegt sich durch (trotz der Randverstärkung). Der starre Bereich der Motorhalterung hört etwa da auf, wo der Akku, das schwerste Teil liegt. Der Propeller zieht nach vorne und nutzt diese Zone als Drehpunkt. Außerdem sind hinten die Hublöcher...

Da muss ich wohl wieder ein neues Modell bauen ;-)







29.05.2007

Nach längerer Pause wurde ich wieder mal mit dem Thema Luftkissenboot konfrontiert. Emanuel Binder hat die Seite www.hovercrafting.de eingerichtet.
Nun, irgendwie stieß ich wieder auf mein Modell MS1. Ich dachte, das könne ich mit ein par modifikationen doch noch zum Laufen bringen.



Auf der Unterseite habe ich zwei Holzleisten aufgeklebt. Zur versteifung, aber auch als Gleitkufen um den Unterboden zu schützen, und als Abstandshalter, damit besser Luft unter die Grundplatte strömen kann.




Aus Depron habe ich ein Seitenleitwerk mit Seitenruder gebaut. Die Ruderanlenkung ist nicht so elegant, funktioniert aber.
Ich habe wieder auf einen Speed 280 umgerüstet, mir war einfach danach. Einen ersten Versuch habe ich mit einem 5x2 Zoll Propeller gemacht, danach aber auf eine Günther-Luftschraube gewechselt. Den Propeller habe ich auf 5mm aufgebohrt, damit er auf den Propellermitnehmer passt. Der original-Gummispinner hat eine zu große Bohrung für die 2mm Motorwelle.
Die schwarzen Streifen auf der Schürze bestehen aus Gewebeklebeband. Bei ungünstigen Situationen klappt die Schürze hoch und gerät in den Propeller - das Klebeband verschließt einen kleinen Riß und soll vor weiteren Beschädigungen schützen.


Nein. Natürlich funktionierts noch immer nicht. Der Hub reicht zum Gleiten über glattem Untergrund, aber selbst auf Teppich ist die Reibung zu groß (und Reibung bedeutet, dass sich kein ausreichendes Luftkissen ausbildet). Am Schwerpunkt liegt's nicht. Die Lufthutze scheint mir weiterhin etwas zu klein zu sein. Die Hauptursache ist aber die Schürze. Sie macht einen ganz guten Eindruck, aber nur solange sie nicht aufgebläht ist. Dann wirft sie nämlich starke Falten, durch die die Luft entweicht. Ein Formteil scheint hier unumgänglich zu sein.

05.06.2007



Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern - Ich habe umlaufend eine Depronplatte über die Schürze geklebt, damit sie sich nur nach unten aufbläht. Die Öffnung für die Hubluft habe ich vergrößert. Und ich habe einen Speed 300 (noch von der alten Sorte) eingebaut.
Anfänglich habe ich auch hier sie Luftschraube von Günther Flugspiele verbaut, die ist aber am 300er zu häftig. Nach Umrüsten auf eine 5X2" von Graupner liegt der Maximalstrom immer noch bei 16A !!! Ja, der alte 300er ist ein sehr heißer Motor, der ist wirklich mit Vorsicht zu genießen. Der Akku verträgt laut Herstellerangabe 15A kurzzeitig, also muß ich Vollgaß mit Bedacht einsetzen. Das Gewicht liegt bei 230g.  Motoreingangsleistung liegt um 100W, das ist ziemlich häftig für so einen kleinen Motor, mal sehen was zuerst schmilzt, die Wicklung, die Kabelbinder oder das Lötzinn an den Anschlußdrähten. Die Luftschraube dreht sich pro Minute gut 20.000 mal.




Die roten Klebestreifen sollen verhindern, dass die Schürze an Hindernissen nach unten klappt.

Das ganze ist nicht sonderlich elegant gelöst. Aber hier im Wohnzimmer funktioniert es. Selbst Teppichkanten werden überwunden. Ist aber zu schnell für drinnen (war mir eigentlich schon klar). Muß ich mal bei Gelegenheit draußen ausprobieren.